Alle schicken Entschuldigung-Kritiken

Hi, hi, hier findet Ihr die Entschuldigung-Reviews zusammen gefasst (wird aktualisiert). Wir können uns wahrlich nicht beklagen. Es gab eigentlich nur positive Stimmen zur CD, was uns natürlich freut. Danke-Popanke! Los gehts…
Moloko-Plus
ZWAKKELMANN – ENTSCHULDIGUNG-CD
It’s a living thing: Wir hören Herrn Schlaffke zu, wie er Kaffee macht, seine Augen reibt und dann ganz tief an der Zieh-garette saugt. Der Schliessmuskel-Überlebende überwindet mit neuem Schlagwerk endlich die „grüne Hölle Niederrhein“ (Reviews auf dieser Site), und wendet sich dem Leben als alter Sack zu. Und ist dabei so jung!
Im zweiten Lied posiert der verlegenere Nachkomme von Patrik „Who is Billy Bragg“ Fitzgerald („Nasenfahrrad in my heart“) wieder als der ewige Verlierer („Verlierer“), aber kaum denkt Belaberer (ich): „Das sind eigentlich gute Lieder, warum muss das so ironisch gebrochen werden“, ist die 1-2-3-Kippe endlich aufgeraucht, und mit „Disco-Zwakkelmann“ geht es zum Wahren Leben und dreht sich nicht mehr nur – wie in manch älteren Songs – vorrangig um das eigene, sondern auch die Wohnzimmer der Anderen!
Die eine Perle ist zu wild und hängt am Ex-Stecher („Disco-Zwakkelmann“), die andere potentielle Perle zu jung und zu süß („Ich lieb sie so wie sie ist“), auf der Strasse gehen die Leute mal wieder tatsächlich zu langsam („Geschwindigkeit“). Was bleibt? Die andere Angehimmelte anrufen, und keine Antwort bekommen („Wollt nur mal deine Stimme hören“). Er kann singen! Und hat das beste mitgröhlfähige Arschloch-Lied („Spaßbremse“). Dazwischen gibt’s auf Maul („K.o.“) und um die Ecke alles und das Tragische wird zum Komischen wird zum Schönen und zum Guten, bis alle G-i-t-a-r-r-e wollen! Und trotzdem feststellen, dass die Welt zu laut ist („Lämbelästigung“).
Die Platte, die wir uns von The Clash, Tocotronic & Gunter Gabriel erwünscht hätten. Da braucht er sich gar nicht zu entschuldigen: Melancholia for fun! (Ab 01.04. – kein Witz!) Collaps

Intro
Zwakkelmann – Entschuldigung
Die lieben Zwakkelmann haben mit »Entschuldigung« (Hulk Räckorz) auch mal wieder ein neues Album am Start. Sänger und Gitarrist Schlaffke Wolff, der schon in den 1980ern mit Schließmuskel die Lieblingsbands aller Punker mit weichem Herzen gründete, bleibt der Rolle seines Lebens als sympathisch-cleverer Loser weitere 16 Songs lang treu. Das ist mal lustig, mal banal, mal anrührend und vor allem: völlig in Ordnung so.

Punk im Ruhrgebiet
Die neue Zwakkelmann-CD heißt „Entschuldigung“ und enthält all das, 16 erdige Schlager-Punkrock-Singer-Songwriter-Stücke in gewohnter Zwakkelmann-Qualität und Einmaligkeit, denn diese musikalische Mischung zu einem eigenen Sound in Verbindung mit diesen persönlich-witzig-schrägen Geschichten kann ich weder genauer beschreiben geschweige denn Vergleichen. Zwakkelmann Supermann eben.

Ox-Fanzine (125)
Zwakkelmann – Entschuldigung – Hulk Räckorz 44:27
Da ist er wieder. Der Vorschlaghammer des deutschsprachigen Punk-Pop. Oder vielmehr der Schlagerkönig in einer gerechteren Welt, in der Schlager keine verkommene, reaktionäre Scheiße, sondern einfach nur schöne, eingängige Musik, die jeder Hans und Kranz mitsummen mag, wenn er des Sonntagmorgens durch die Felder seiner Heimat schlendert. Auf seinem inzwischen siebten Album präsentiert der Ex-Schliessmuskel-Sänger gleich 16 neue Hits in LoFi und Stereo, so wie wir dieses Enfant Terrible stets liebten und lieben werden. Unterstützt wurde Schlaffke bei den Aufnahmen von seinen Freunden Techt am Schlagzeug und Marius am Bass, so dass aus Zwakkelmann für dieses Album ein klassisches Rock-Trio wurde. Und sonst? Die Hit-Dichte ist wieder einmal enorm. Hier ist eben ein Meister im Komponieren von Ohrwürmern am Werke. Punkt. Und die Texte, stets zwischen Melancholie und Schwachsinn schwankend, wissen stets zu unterhalten. Wobei mir die traurigen Liebeslieder wieder einmal am besten gefallen. Bei „Ich lieb sie so wie sie ist“ kamen mir fast die Tränen. Raus aus dem Leben, mitten ins Herz. Treffer, versenkt, Herr Zwakkelmann. Jetzt wieder ab auf die Bühnen des Landes. Diese Republik braucht Sie. Wir verzeihen auch den Rap-Versuch.
Abel Gebhardt

Bierschinken.net
Zwakkelmann: Entschuldigung
Zwakkelmann hatte es im letzten Jahr bandtechnisch nicht leicht – der Schlagzeuger steigt aus, das Label muss gewechselt werden. Die Gründe sind Insidern bekannt, sollen jedoch an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden.
Beides hört man der neuen Scheibe nicht an. „Entschuldigung“ ist so unverwechselbar Zwakkelmann, wie es nur sein kann. Doch halt. Diese Floskel würde der mittlerweile 7. CD aus dem Hause des unverwüstlichen Schlaffke nicht gerecht werden. Ja, zugegeben, ich bin Fan und Freund des Machers. Und ich freute mich sehr, als ich das Album weit vor dem öffentlichen Release-Datum in meinem Briefkasten vorfand. Voller positiven Spuren legte ich das Ding in den CD-Player. Und: Nach 45 Minuten Ernüchterung. Da blieb leider gar nichts hängen, außer dem Titel 15: Geschwindigkeit.
Das kann es nicht sein, dachte ich so, was ist aus der Hitmaschine aus Hamminkeln geworden? Ich hörte „Entschuldigung“ nochmal und nochmal an. Und, gottseidank, der erste Höreindruck trübte.
Nach mittlerweile circa zehn Durchläufen fühle ich mich kompetent genug, eine einigermaßen fundierte Bewertung zu schreiben. „Entschuldigung“ ist super! Doch sie ist, wie in der Einleitung beschrieben, nicht einfach unverwechselbar Zwakkelmann. Die geilen „babababa“-Chöre werden zwar perfektioniert („Wollt‘ nur deine Stimme hören“, „Disco-Zwakkelmann“) und die Lieder schwanken nach wie vor irgendwie zwischen Udo Jürgens („Ohne dich ist doch alles…“) und ein kleines bisschen Hardcore für ältere Herrschaften („Reißleine“), jedoch gibt es zwei gravierende Unterschiede zu den vorherigen Alben:
Erstens sind die Texte erwachsener. Früher sang Schlaffke davon, wie er scheißen müsse, dass er asozial sei und dass er sich gerne an jedem Wochenende die Rübe mit Alkohol wegballern würde. Die Texte drehten sich oftmals um die proletischen und feuchtfröhlichen Aspekte des Alltags. Gut, auch auf „Entschuldiung“ „pisst er einem an die Karre“ und zieht die „Scheißleine“, aber das wars dann schon mit der fäkalischen Eskalation. Die Themen der Songs sind etwas allgemeinverträglicher geworden. Die Lieder drehen sich um Liebe und Selbstreflektion. Klar, die ein oder andere Sparwitz-Nummer ist auch dabei („K.o.“, „Lärmbelästigung“, „Geschwindigkeit“), aber die ganz großen Suff-Mitgrölhymnen bleiben einfach aus. Doch irgendwie waren es bei Zwakkelmann auch schon immer die ernsteren Songs, die mich, aufgrund der nicht theatralischen Ehrlichkeit, immer voll überzeugt haben (z.B. „Sommerloch“ oder „Sterne sehen“). Und ich nehme es dem Protagonisten einfach ab, wenn er in „Verlierer-Dasein“ realistisch, objektiv und niemals resignierend davon singt, dass der Zug, etwas besonderes zu werden, in seinem Leben einfach abgefahren ist. Angenehm, dass er diese Tatsache nicht auf den Staat schiebt. „Disco-Zwakkelmann“ ist ebenso ein Beispiel. Bei der Textzeile im 3. Refrain, in der er vom „Pilzesammeln“ singt, musste ich herzhaft lachen. Aber irgendwie steckt in dem Lied so viel Wahrheit drin und man denkt sich insgeheim: Ja, diese geschilderte Situation habe ich auch bereits erlebt. Die gleiche Erkenntnis gilt für „Spaßbremse“, der Antipartyhymne für alle Nicht-Gern-Club-Geher. „Wollt nur deine Stimme hören“ und „Ich lieb sie so wie sie ist“ – zwei Reflexionen über den Alltag, wie sie wohl jeder der Leser hier bereits erlebt hat.
Zweitens, und noch viel offensichtlicher: Musikalisch/kompositorisch ist „Entschuldigung“ das mit Abstand beste, was Zwakkelmann je produziert hat/haben. Songs wie „Wollt nur deine Stimme hören“ oder der abschließend-geniale Titeltrack sind für Zwakkelmannverhältnisse schon fast so etwas wie Progressive-Rock. Durchdachte Kompositionen, melodiös und sehr schön produziert. Geil auch, wie bei „Gitarre“ aus einem nervtötenden Hip-Hop-Gestammel über eine „We will rock you“-Verneigung eine brachiale Gitarrenwand zum Einsatz kommt. Die zweite Erneuerung ist wohl auch der Grund, warum ich mich anfangs mit der CD schwer getan habe: Die Lieder wachsen tatsächlich mit jedem Hördurchgang, einfach weil die ganz subtilen Mitgrölnummern ausbleiben, jedoch bei genauerem Hinsehen einfach tolle Popsongs bleiben. Dass es Zwakkelmann mit entsprechendem Marketing in die Radios und Charts schaffen könnten, ist für mich ganz klar. Ob der Macher das überhaupt will, allerdings nicht.
Für Schlaffkes Mutter ist, ich denke aus oben genannten Gründen, „Entschuldigung“ das mit Abstand beste Werk des Hamminkelners.
„Verlierer-Dasein“ (Gänsehaut), „Abschalten von allem“ (schon jetzt mein Sommerhit 2016), „Disco-Zwakkelmann“ (Pilzesammeln), „Gitarre“ (Progressive-Zwakkelmann), „Wollt nur deine Stimme hören“ (Progressive-Zwakkelmann 2), „Geschwindigkeit“ (Pogo) und „Entschuldigung“ (Perfekter Popsong) sind meine absoluten Favoriten. Sieben von 16 Liedern, die es in meine „Alltime-Best-Of-Zwakkelmann“ schaffen würden. Kein schlechter Schnitt. „Entschuldigung“ ist musikalisch sicher das beste Album der Band. Wenn ich etwas zu kritisieren habe, dann, dass, wie oben beschrieben, ein „Sauf-Gröl-Fäkal“-Klassiker fehlt. Aber: Ob das im Alter des Texters überhaupt noch Sinn macht, ist wiederum die andere Frage.
Fazit: Ein Superalbum, mit dem einige Hardcore-Punker sicherlich nichts anfangen können, man aber garantiert auch die Schwiegermutter überzeugen kann.
Kabl

RockHard
Zarte Gemüter möchten jetzt erst mal „abschalten von allem“, wie ZWAKKELMANN auf ihrem mittlerweile siebten Album „Entschuldigung“ (Hulk/Edel, 44:29) so schön singen. Schlaffke Wolff, der ehemalige Frontmann von Schließmuskel (unvergessen: die in eine Windel verpackt erschienene CD „Aufstand alter Männer“), lebt hier sein Faible für irgendwas zwischen erwachsenem Pop-Punk und Singer/Songwriter aus, schüttelt sich einige sympatische Melodien aus dem Ärmel und klingt am coolsten, wenn er sich als ’ne Art-Reinhard-Mey-goes-Punkrock inszeniert.
JAN JAEDIKE

Uglypunk
ZWAKKELMANN – ENTSCHULDIGUNG
Unermüdlich zieht er sein Ding durch, der ZWAKKELMANN. Von Müdigkeit keine Spur. Von 2004 bis 2016 pflastern mittlerweile 7 CD´s gefüllt mit 120 Songs seinen Weg. Und wenn wir die vorherige SCHLIESSMUSKEL Zeit auch noch mit berechnen würden, würden wir aus dem Zählen gar nicht mehr heraus kommen.
Wir könnten an dieser Stelle so Sätze schreiben wie “typisch ZWAKKELMANN“ oder “knüpft dort an, wo die letzte ZWAKKELMANN aufgehört hat“, aber das wäre nicht die ganze Wahrheit, denn der Zwakkeldackel ist immer in Bewegung, verfeinert sein Können (das er sich meiner Meinung nach irgendwann mal selbst beigebracht hat – also das Gitarrespielen) und versucht bei jedem Album immer noch mal einen drauf zu setzen – auch wenn es oft nur Nuancen sind, aber sie sind für die jahrelangen Verfolger der zwakkelmannschen Kunst hörbar. Das Konzept schießt der “Mann ohne Manko“ dabei natürlich nicht in den Wind und vermischt wieder alle ihm sympathischen Stile nach Belieben. Pop-Punk als Überschrift – angereichert mit Indie, Schlager, Rock, Liedermaching zwischen Klammer auf und Klammer zu dahinter.
Was für ein bunter Strauß an Melodien und beim Binden immer eine große Portion Ironie. Zugegeben, mit dem ZWAKKELMANN-Humor kann nicht jeder umgehen, aber er war und ist halt kein Mainstream. Vielmehr ist er unglaublich gerissen, flink und Wortgewand wie seinerzeit der Zwakkl Schorsch (bekannter deutscher Rodler). Nur halt musikalischer und sympathischer. Und irgendwie leiden wir doch alle ein wenig an Zwakkelmanie. Deshalb keine Entschuldigung nötig. Steff

Zitronenhund.de
ZWAKKELMANN – Entschuldigung
Seinen lyrischen Ergüssen nach zu urteilen, hat Schlaffke Wolff auch nicht unbedingt immer nur Spaß in seinem Leben, findet aber zwischen all den Strapazen mit Nikotinsucht, Lärmbelästigung und Liebeskummer, sowie der Verachtung von Siegertypen dennoch stets die nötige Zeit, diesen ganzen alltäglichen Wahnsinn musikalisch zu verarbeiten. „Entschuldigung“ ist bereits das mittlerweile siebte Album und auch diesmal darf sich die Hörerschaft wieder über massenweise Hits im unverkennbaren Zwakkelstyle freuen. Insgesamt 16 teils witzige, teils melancholische, jedoch stets selbstironische Loser-Hymnen, die gewohnt minimalistisch ausfallen, aber gerade deshalb auch einfach einen unglaublichen Charme versprühen. Kleinere Experimente gibt es natürlich auch wieder und so beinhaltet die Nummer „G-i-t-a-r-r-e“ beispelsweise den vermutlich kläglichsten Rap-Versuch, den ich seit „Dein Style vs. Mein Style“ von E-ALDI gehört habe, haha. In einem Song bezeichnet sich Schlaffke selbst als Spaßbremse, dieses Album hingegen ist so ziemlich das exakte Gegenteil davon. Astreine Punkrock-Platte! (elfo)

Underdog-fanzine.de
ZWAKKELMANN
Entschuldigung CD Hulk Raeckorz
Pop, Schlager, Sixties. Herr Zwakkelmann aka Schlaffke Wolff hat den Schalk im Nacken sitzen. Mit witzig-spritzigen Songs im Liedermacher-Punkrock-Stil und erweiterten Spielarten fuzzt, schrammelt, glitzert und funzt es, als wolle ZWAKKELMANN das eigene Schicksal herausfordern, zeigt sich solidarisch mit Verlieren („Verlierer-Dasein“) und reimt sich um Kopf und Kragen.
Stets im Blick die Pointen, die scharf aus der Hüfte geschossen werden, während die strammen semi-akustischen Riffs Melodien eine überschwängliche Stimmung erzeugen und ein Hitfeuerwerk zünden. Im privaten Modus findet Zwakkelman, unterstützt von Techt Tetmeyer und Marius OPunktHase Seidel, im Minimal-Konsens das richtige Gespür für Zimmerpogo und Kuschelrock. Die witzige unterhaltsame Spielart und die bissige Erzählweise ist ein Beleg für liebevolle, hintergründige Komik und unbekümmerte Blödelei. Schrammelige 3-Akkorde-Riffs („Spaßbremse“) und Mitsing-Refrains für romantische Hartz IV-Kulturabende und Gassenhauer nachts um halb vier.
„Geschwindigkeit“ könnte auch ein SCHLIESSMUSKEL-Song sein und ist auch ein Paradebeispiel und Synonym für den musikalischen Ursprung, der Punk mit Elementen aus Schlager verknüpft. „Entschuldigung“ ist eine autobiografische Selbstverwirklichungskur wie auch eine melancholische-dramatische Selbstreflexion between „tragisch und komisch“. Und das macht ZWAKKELMANN auch so sympathisch!

Kaput-Mag
Zwakkelmann „Entschuldigung“ Hulk Räckorz / Edel
„Als du den Knecht zum Manne nahmst / nahm ich mir das Geschlecht“ oder „Mein Vater meint, ich wäre schwach / Drum schließe ich mich besser ein / Und höre Mozart, Schubert, Bach!“. Was für satisfaktionsfähige Songtext-Zeilen. Es gibt sicher kaum jemanden, der die Früh-Neunziger Begeisterung für nerdigen Fun-Punk mit MAD-Heft Humor mehr angestachelt hat als die Band Schließmuskel aus Hamminkeln. Ihr Opus Magnum ist dabei deckungsgleich mit dem Höhepunkt des ganzen Genres. Besser als „Sehet welch ein Mensch“ wurde Fun-Punk nämlich nicht mehr.
Auch in meine Diskographie hat sich das mit Rotstift eingetragen, dennoch hielt ich dieses Kapitel sorgsam unter Verschluss – zumindest ab dem Zeitpunkt, an dem ich vom Dorf (Hanau beziehungsweise Darmstadt) in die Großstadt zog. Wollte ich doch, als music guy respektiert werden und nicht als Karl Arsch vom Speicher mit Kaspermucke im Player. Zeit ging ins Land – und der Wille, mich als dieser honorige music guy zu etablieren, ödete mich komplett an. So besprach ich dann auch Ende der Nuller Jahre eine Solo-Platte von Zwakkelmann, der im Fun-Punk noch als Schlafke Wolf und vor allem als Sänger von Schließmuskel unterwegs war. Ich war gerührt von diesem Fossil, das jetzt anscheinend eine Art Punk-Liedermacher geworden war und schulmeisterte sein leicht käsiges Album. Seine Lyrik rieb sich sklavisch am Endreim auf und ordnete diesem Bestreben allzu oft Wortklang und Sinn unter. Im Nachhinein war ich dennoch nicht zufrieden mit meinem hochnäsigen Schmäh. Über die Jahre verfolgte ich nun das seltsam aus der Zeit gefallen wirkende Treiben des dürren Dinos weiter und fand Zugang und Gefallen. Das alles mündet nun in seine erste Platte bei dem Label der ebenfalls veteraningen Band WIZO – und davon möchte ich jetzt künden. Die Kunde muss lauten: Zwakkelmann besitzt noch von dem Furor vergangener Tage. Die Stücke auf „Entschuldigung“ sehen sich erneut durchregiert von der Hegemonie des Reim-Lexikons, aber irgendwie hat er es mittlerweile besser raus oder sich einfach nicht den ersten oder zweitbesten Reim gegriffen, der halt da war, sondern vieles besitzt richtig Style, ja, kann sogar überraschen.
„Verlierer-Dasein“ führt beispielsweise das Zwakkelmann-Credo vom Understatement fort. Das Loser-Sein als Selbstermächtigung: Ja, gut, nichts ist mit Familie, Karriere, Jugend, Reichtum … aber ich habe halt trotzdem noch Bier und finde zwei Freunde, „die mit mir durch die Straßen ziehen“, da kann Johnny Thunders seit Jahrzehnten tot sein.
Zwakkelmann liefert (und ist) einfach ein schönes Narrativ des Hängenbleibens. Wenn nämlich alles andere auch nicht besser ist, warum dann nicht einfach am Tresen sitzen bleiben? Für immer! Barney Gumble bei den Simpsons ist ja letztlich auch nicht weniger als ein Held. Basta. Wobei natürlich das Alter Tribut haben möchte, so musste Hochleistungsraucher Zwakkelmann die Zigarette aufgeben vor einigen Jahren, was er in dem Stück „Meine geliebte Z.“ besingt. Ohne zu klagen nimmt er auch dieses Opfer hin. Ein bisschen Vernunft, kein Vertrauen in Körper und das neoliberale Gesundheitssystem gehören eben auch zum Punk dazu, wenn man 50 ist. “Entschuldigung” besitzt viel von den Solo-Sachen eines Farin Urlaubs, nur ohne diese Distanz, die bei jenem die durchgängige Ironie und der überbordende Genius schaffen. Zwakkelmann wirkt dagegen eher wie dessen verschmitzter Cousin aus dem Ruhrpott, der auch mal weinen kann. Also zumindest wenn es unbedingt sein muss…
Mit dieser Platte hat er darüber hinaus noch den Schlagzeuger (den letzten Begleiter aus der Schließmuskel-Besetzung) verloren, doch es wird immer weitergemacht. Musste sich halt einer via Facebook-Posting-Inserat gefunden werden, das hält den Typen alles nicht auf.
Letztes Jahr hatte ich dann die Gelegenheit, ihn erstmals persönlich zu treffen. Im Rahmen einer Homestory bei den Shitlers in Bochum besuchte ich mit einem Freund eine Wahlkampfveranstaltung von Wolfgang Wendlandt (Die Kassierer) – neben jenen Shitlers trat auch Zwakkelmann auf. Ich bin ja echt kein Anhänger von Bescheidenheit und Authentizität, aber bei dieser Begegnung hätte man es werden können. So bescheiden, leutselig, leicht niedlich und irgendwie lost muss man auch erstmal rüberkommen. Es wirkte fast so, als hätte er Lampenfieber. Bei seinem million’sten Auftritt, oder was? Irrer Typ. Fluffige Platte. Schöne Reime.
Linus Volkmann

Disagreement.net
ZWAKKELMANN – Entschuldigung
After the dissolution of German fun punk band Schließmuskel, Schlaffke Wolff founded Zwakkelmann, a band that more or less continued in the same vein, so that fans of Schlager infused punk would not feel too estranged. Since then Zwakkelmann have released seven albums, with the current simply titled Entschuldigung.
Just as in the past, the new album contains many songs that are always concise and catchy. They are all very melodic and anything but complex. Zwakkelmann have never been an overtly political band, but Schlaffke Wolff has once again a lot to say with his prominent voice. The lyrics deal with personal experiences, and depending on the content, the mood changes accordingly. There are some angrier tracks like Reißleine and Meine geliebte Z that express a certain discontent, but also melancholic pieces that can’t be absent from a Zwakkelmann album. Verlierer-Dasein is a typical example as songs about outsiderism have been present since the earliest Schließmuskel days. Schlaffke Wolff has been fascinated by German schlager music for a long time, and still combines those structures with punk rock. The result are wonderful, sometimes catchy, at other times smarmy gems like Abschalten von Allem and Ohne dich ist doch alles… There are also a few tracks that won’t leave your mind, like Spaßbremse for instance. The only thing all the songs have in common is the lo-fi philosophy that is running like a red thread through the album. My only point of criticism is that the second half of the album can’t quite keep the level of the first one. This doesn’t mean that the latter half is devoid of highlights. Ich lieb sie so wie sie ist sounds like an old Schließmusek classic, yet some other tracks don’t feel completely finished. G-i-t-a-r-r-e sounds too improvises, Instrument-Aal is not very exciting either, and Lärmbelästigung just doesn’t work for me.
These are all minor complaints as Entschuldigung is overall – and how could it be any other way? – a very entertaining album. Especially those of us who listened to Schließmuskel in the late Eighties and early Nineties should be more than delighted with this onslaught of nostalgia. Entschuldigung? There is definitely no reason for an apology!

Punkrockers-radio.de
Neu in der Playlist: Zwakkelmann – Entschuldigung
Herr Zwakkelmann hat wieder zugeschlagen und ein wunderbares Album mit Liedern voller Witz veröffentlicht, die er, auf die ihm so eigene Art, darbietet. Damit schafft es der Musiker aus Hamminkeln einmal mehr, die eigentlich gar nicht vorhandene Schnittmenge von Schlager (pfui!) und Punk (yeah!) in Klänge zu verwandeln. Zwakkelmann ist halt der „Mann ohne Manko“.

Gesundheits Magazin Ruhr
Zwakkelmann Entschuldigung CD
Zwakkelmann heißt nicht nur der Zauberer von Räuber Hotzenplotz; seit rund 10 Jahren betreibt Schlaffke alias Reinhard Wolff unter diesem Namen seine Liedermacher-Chanson-Punkrock-Band im Trio-Format. „Entschuldigung“ ist bereits das fünfte Album des einstigen Schließmuskel-Frontmannes. Wieder geht es in seinen Liedern um Verlierer, Gitarren, Zigaretten und natürlich die unerfüllte Liebe. Auch wenn dieses Mal kein „Einsamkeit light“ – seine Großtat vom ersten Album – dabei ist, ist dem Herrn aus Hamminkeln wieder eine äußerst unterhaltsame Scheibe gelungen, die sogar Ausflüge in die Psychedelic- und Disco-Musik längst vergangener Zeiten bereit hält. Wohl getan Herr Wolff, ich wünsche Dir 500000 Käufer. (FO)

Plastic Bomb (Herbst 2016/Nr. 96)
Zwakkelmann – Entschuldigung-CD
Schon das siebte Album vom Zwakkelmann, dafür entschuldigt er sich nun. Sind ja diesmal auch nur 16 Songs, die auch wieder nur für gute Laune und unaufdringlich-nachdenkliche Momente sorgen! Der Zwakkelmann ist echt großartig, hat hörbar Spaß an Musik und nimmt sich dabei nicht so wichtig, toll! Hier gibt`s wieder Texte, in denen man sich als „Verlierer auf der Gewinnerseite“ oft wiederfindet und die sich sogar reimen. 16 Lieder, die gute Laune gegen den Irrsinn der Mehrheitsgesellschaft machen und einfach Trost spenden. Super! Schön wäre endlich Zwakkelmann-Weltruhm, damit die Leute statt mit überteuert-minderwertiger „Mercie“-Schokolade fortan lieber mit dieser CD untereinander um Entschuldigung bitten… Vasco